Geld spielt bei Umfragen leider oft eine Rolle

Mit Umfragen werden Meinungen zu unterschiedlichen Themen eingefangen. Sie dienen der Wissenschaft zum Sammeln wichtiger Informationen. Ihre Macht ist aber auch jenseits der Wissenschaft bekannt. Sie können politische Wahlen und unser Verhalten im Alltag beeinflussen. Mit diesen 5 Fakten verstehst du, wie Umfragen funktionieren.

Fakt 1: Umfragen sind politische Werkzeuge

Seit dem Skandal um Sabine Beinschab und ihrem Marktforschungsinstitut Research Affairs ist der Ruf von Umfragen in Österreich angekratzt. Das Eingreifen der Politik und die gezielte Lenkung von Umfrageergebnissen sorgten für einen Vertrauensbruch in der Bevölkerung.
Doch warum wurden ausgerechnet Umfragen als Mittel zur Manipulation gewählt? Hätte herkömmliche Werbung nicht auch dafür gereicht? Umfragen haben den Vorteil, dass nicht auf den ersten Blick klar ist, wer sie in Auftrag gibt. Während wir bei Parteiwerbungen sehen, wer dahinter steckt, laufen Umfragen meist unter dem Namen (vermeintlich) unabhängiger Meinungsforschungsinstitute. Dementsprechend vertrauen wir ihren Ergebnissen. Einerseits, weil die Motive dahinter verborgen bleiben, andererseits, weil wir einem unabhängigen Institut vertrauen, korrekt zu arbeiten. Werden also Umfragen von einem Meinungsforschungsinstitut veröffentlicht, nehmen wir sie als reale Abbildung einer Meinung in der Gesellschaft wahr. Doch wie uns das Beispiel zuvor veranschaulicht, ist dem nicht immer so.

Fakt 2: Umfragen treiben den Konsum an

Ist es dir auch schon einmal passiert, dass du in einem sozialen Netzwerk zur Teilnahme an einer Umfrage zu spannenden Themen wie Reisen oder Kleidung eingeladen wurdest? Einige dieser Umfragen dienen dazu, dein Konsumverhalten anzuspornen. Nehmen wir das Beispiel Reisen. Beantworte dir dafür in Gedanken, wo du gerne deinen nächsten Urlaub verbringen würdest, wieviel du dafür ausgeben willst und mit wem du verreist.
Du solltest jetzt wissen, wie dein nächster Traumurlaub aussieht. Wäre es nicht praktisch, wenn dir in deinem Newsfeed tolle Hotels und günstige Flüge angeboten werden? Höchstwahrscheinlich wird das auch passieren. Und die Wahrscheinlichkeit, dass du auf diese Links klickst, ist auch höher, schließlich hast du dich schon aktiv damit auseinandergesetzt - dir selbst einen Wunsch geschaffen. Deine Lust zu konsumieren ist also geweckt.

Umfragen regen zum Konsum an

Abbildung 1: Umfragen können dazu führen, dass man über seine eigenen Wünsche nachdenkt - und für diese dann auch Geld ausgibt.

Fakt 3: Gute Umfragen folgen bestimmten Kriterien

Dieser Artikel hat nicht das Ziel, dich generell von der Teilnahme an Umfragen abzuhalten. Oft ist es wichtig, Fragen zu gewissen Themen zu beantworten. Die Wissenschaft braucht Umfragen, um Meinungen außerhalb des Elfenbeinturms zu erfassen und sie in die Forschung miteinzubeziehen.
Doch welche Umfragen kannst du ruhigen Gewissens ausfüllen? Ein wichtiges Kriterium ist, ob du klar erkennen kannst, wer die Umfrage in Auftrag gegeben hat. Sollte das nicht transparent kommuniziert sein, ist das ein schlechtes Zeichen (der Redakteur dieses Artikels rät in diesem Fall sogar von einer Teilnahme ab). Ein gutes Zeichen hingegen ist, wenn eine Universität mit ihrem Namen hinter der Umfrage steht. Wissenschaftliche Institutionen können es sich schlicht nicht leisten, Umfragen zu manipulieren. Zu viel steht für sie auf dem Spiel. Sollten unlautere Methoden publik werden, wäre der Imageschaden für die Universität enorm und die akademischen Karrieren der Verantwortlichen beendet.

Fakt 4: Wir beantworten Umfragen nicht immer ehrlich

An einer Umfrage teilzunehmen ist das eine, die Wahrheit zu sagen etwas anderes. Denn wir neigen dazu, sozial erwünschte Antworten zu geben. In der Psychologie ist dieses Phänomen als Social Desirability Bias bekannt. Wir haben Vorstellungen davon, welches Verhalten in der Gesellschaft akzeptiert wird. Unsere Antworten spiegeln daher nicht immer unsere persönliche Einstellung wider, sondern das, was wir für sozial akzeptiert halten. So lügen Männer in Umfragen gerne über Angst. Angst zu haben, widerspricht dem klassischen männlichen Rollenbild und wird daher als wenig akzeptiert wahrgenommen.
Nicht wahrheitsgemäß zu antworten muss aber nicht vorsätzlich geschehen. Es fällt uns etwa schwer, unser zukünftiges Verhalten einzuschätzen. Unsere Aussagen darüber, was wir hypothetisch tun würden, stimmen nicht unbedingt mit dem überein, was wir in solchen Situationen dann tatsächlich tun. Dieser sogenannte Hypothetical Bias ist ein oft beobachtetes Phänomen in Umfragen.

Umfragen werden oft mit bestimmter Agenda finanziert

Abbildung 2: Wer eine Umfrage in Auftrag gibt und finanziert, muss transparent und offen kommuniziert werden - sonst disqualifiziert sich die Umfrage selbst 

Fakt 5: Marktforschung ist eine riesige Industrie 

Der weltweite Umsatz von Marktforschungsinstituten wird auf über 60 Milliarden Euro geschätzt. Der Großteil davon wird in den USA und Europa gemacht. Es ist also von großem Interesse für diesen Wirtschaftszweig, dass weiterhin viele Umfragen in Auftrag gegeben und – vor allem – bezahlt werden.
Wie bereits erwähnt, gibt es viele gute Gründe, um Umfragen durchzuführen. Kein guter Grund hingegen ist, sie bloß deshalb in Auftrag zu geben, weil noch Budget vorhanden ist. Der Mehrwert solcher Umfragen ist meist überschaubar. Positiv betrachtet sorgen manche davon immerhin für Unterhaltung und Fun Facts. Wie hätte ich sonst herausfinden können, dass Sebastian Kurz ein Pfau ist? Definitiv die 150.000 Euro an Steuergeld wert!

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