Auto verliert geld

Wie Staaten in Zukunft handeln können, hängt stark von ihren finanziellen Mitteln – und somit von Steuern – ab. Die folgenden fünf Steuern stellen Möglichkeiten dar, wie diese Mittel zukünftig generiert werden können. Einige dieser Steuern existieren bereits, manche davon in einer abgeänderten Form. Die ersten drei Steuern können uns als Bürger:innen direkt betreffen, die beiden anderen vor allem Unternehmen.

Dieser Beitrag erschien im Zuge des alexandria-Themenschwerpunkts "Zukunft". Den ganzen April fragen wir uns: Was wird uns in der Zukunft erwarten - und welchen Beitrag kann die Wissenschaft dazu leisten?

1. Umweltsteuer

Umweltsteuern sind eine spezielle Art von Steuern, deren primäres Ziel die Lenkung des Konsument:innenverhaltens ist. Durch sie werden Anreize geschaffen, umweltfreundlich zu handeln, wie etwa beim Kauf von Produkten, die umweltfreundlich hergestellt werden. Die Bedeutung dieser Art von Steuern nimmt aufgrund der Klimakrise immer weiter zu. Meistens werden CO₂-Emissionen besteuert, da diese die gobale Erderwärmung antreiben. In Österreich fallen vier verschiedene Steuern unter die Kategorie Umweltsteuer: Energiesteuern, Transportsteuern, Ressourcensteuern und Verschmutzungssteuern. Ein innovatives Beispiel für eine Umweltsteuer ist die Luftverkehrsabgabe, bei der Passagier:innen pro Ticket einen Gebühr, die sich nach der Dauer des Flugs richtet, bezahlen müssen. In Zukunft werden voraussichtlich mehrere solcher Steuerkonzepte eingeführt werden, um die Folgen der Klimakrise zu bekämpfen.

2. Zuckersteuer

Ein weiteres Beispiel für eine lenkende Steuer ist die Zuckersteuer. Ihr Ziel ist es, den Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln zu verringern und somit die physische Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern. Durch die positiven, gesundheitlichen Auswirkungen könnte außerdem das Gesundheitssystem entlastet werden. Während es in Österreich noch keine solche Steuer gibt, ist sie in Großbritannien 2018 eingeführt worden. Dort gilt sie für Softdrinks und erzielte bereits vor ihrer Einführung erste Erfolge – die größten Getränkehersteller reduzierten den Zuckeranteil in den Getränken deutlich. Seitdem reduzierte sich der Konsum von Zucker in Softdrinks landesweit um 10 Prozent (30 Gramm weniger pro Haushalt/Woche). Die Zuckersteuer ist also sehr effektiv und ein guter Weg, hohe Anteile an Fettsüchtigkeit und Typ-2-Diabetes in der Bevölkerung vorzubeugen.

3. Steuern auf Kryptowährungen

Ab März 2023 müssen in Österreich Gewinne, die durch Kryptowährungen erzielt werden, auch versteuert werden. Wenn ich also meine Kryptowährungen gegen ein gesetzlich anerkanntes Währungsmittel eintausche, muss ich davon 27,5 Prozent an Steuern abführen, wie es auch der Fall bei Gewinnen aus Aktien und Fonds ist. Nicht versteuert hingegen wird der Handel mit Kryptowährungen. Tausche ich beispielsweise eine Kryptowährung gegen eine andere (z.B. Bitcoin gegen Ethereum), muss ich keine Steuern zahlen. Die EU plant derzeit die Versteuerung von Kryptowährungen länderübergreifend zu regulieren, damit es durch die unterschiedlichen Gesetzeslagen in den Mitgliedsstaaten nicht zu Steuerhinterziehungen kommt. In den USA müssen Dienstleister, die Kryptowährungen anbieten, bereits heute schon ihre Daten an die Steuerbehörden weiterleiten.

Steuern auf Kryptowährung

4. Steuern auf digitale Services (Digital Service Tax)

Internationale Steuersysteme zielen darauf ab, Unternehmen dort zu besteuern, wo sie physisch präsent sind. Unternehmen, die digitale Services anbieten, können jedoch Umsätze in einem Land erzielen, ohne dort Niederlassungen zu haben. Das ist problematisch, weil Länder somit Steuereinnahmen generieren, deren Ursache in anderen Ländern liegt. Etwa erhalten ausschließlich die Vereinigten Staaten Steuergelder von Google, obwohl Google seine Services weltweit anbietet. Andere Länder argumentieren nun, dass ihnen ein Teil dieser Steuereinnahmen zustehen, da die Wertschöpfung durch ihre Konsument:innen stattfindet. Seit dem Jahr 2020 erhebt Österreich eine Digitalsteuer von 5 Prozent auf Online-Werbungen, wenn diese für den heimischen Markt angeboten werden. Die EU und die OECD arbeiten derzeit an einer internationalen Lösung.

Münzen in Geldbeutel

5. Globale Minimalsteuer (Global Minimum Tax)

Initiiert durch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (engl. OECD), haben sich 136 Staaten darauf geeinigt, bis 2023 eine Körperschaftssteuer von mindestens 15 Prozent einzuführen. Warum ist das wichtig? Weil Länder Unternehmensgewinne unterschiedlich hoch besteuern. Das bedeutet, dass Unternehmen mit einer oder mehreren Tochtergesellschaften im Ausland die Möglichkeit haben, weniger Steuern zu zahlen als Unternehmen mit Sitz in nur einem Land. Sie erreichen das, indem sie Gewinne über die Tochtergesellschaft versteuern, deren Sitz im Land mit den niedrigsten Steuern liegt. Aus dieser Konstellation ist ein sogenanntes race to the bottom entstanden, bei dem sich Länder gegenseitig mit Steuersätzen unterbieten, damit sich große Konzerne (und somit Arbeitsplätze) bei ihnen ansiedeln. Durch diesen Wettbewerb gelingt es multinationalen Konzernen, auf quasi legalem Weg kaum Steuern zu zahlen. Die global minimum tax hat das Ziel, das race to the bottom bis zu einem gewissen Grad einzudämmen.

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