Impfdosen und Spritze Coronaimpfung

Die Coronaimpfung ist ein Thema, mit dem sich jede:r auseinandersetzen muss. Um diese Auseinandersetzung nüchtern und sachlich führen zu können, findet ihr hier 5 Fakten zu Coronaimpfung und Impfstoffen.

1. mRNA-Impfungen verändern nicht die DNA

Die DNA ist im Zellkern jeder Zelle unseres Körpers zu finden und ist der Bauplan für alle Proteine des Körpers, also für alle Enzyme, Hormone und auch Strukturproteine, etwa das Keratin im Haar und das Kollagen in der Haut. Die DNA selbst ist aber sehr lang und unbeweglich und kann deshalb allein nicht an die Orte gelangen, an denen sie gebraucht wird. Daher wird sie in kleine Stücke, als sogenannte RNA, „abgeschrieben.“ Diese kleinen Stücke werden dann weitertransportiert und dienen am Ort des Geschehens als Bauplan für die Proteine. Die RNA ist also nur eine sehr kleine, funktionelle Kopie der DNA, die kurzfristig als Bauplan für die Proteine existiert und dann wieder abgebaut wird. Sie kann daher auch nicht ihre ursprüngliche Schablone, die viel größere und unbewegliche DNA, verändern.
Um die DNA mittels mRNA tatsächlich verändern zu können, bedarf es zusätzlicher Stoffe, die z.B. HI-Viren in sich tragen. Ohne solche Stoffe ist es unmöglich, dass sich eine mRNA in eine DNA integriert und diese verändert.
Viele Viruserkrankungen wie auch das Coronavirus bestehen aus mRNA und schaffen es so, Krankheitssymptome im Körper auszulösen, haben aber nicht das nötige Werkzeug, um sich in die DNA zu integrieren. Auch ein mRNA-Impfstoff hat dieses Werkzeug nicht (Oksana, 2018).

2. Es gibt mRNA- und Vektor-Impfstoffe

Die Pharmafirmen Moderna und Biontech setzen auf mRNA-Impfstoffe. Das bedeutet, sie benutzen in ihren Impfstoffen nur einen kleinen Abschnitt aus der mRNA des Coronavirus – jener Abschnitt, der die Andockstellen des Virus (Spikes) verursacht. Wird dem menschlichen Körper nun dieser kleine Abschnitt der Corona-RNA geimpft, werden nur die Spikes produziert und das Immunsystem lernt, diese Spikes zu erkennen. Dringen nun Coronaviren ein, können sie anhand ihrer Spikes schnell erkannt und abgewehrt werden. Eine vermehrte Andockung des Virus an gesunde Zellen wird somit erschwert und im besten Fall ganz verhindert (Pardi, et al., 2018).
AstraZeneca und Sputnik V sind hingegen sogenannte Vektor-Impfstoffe. Dafür wird in ein ungefährliches Virus (Vektor oder auch Trägervirus genannt; so kommen diese Impfstoffe zu ihrem Namen) die mRNA des Sars-CoV-2-Virus eingebaut. Der Prozess läuft aber ähnlich ab wie bei mRNA-Impfstoffen: Mittels des ungefährlichen Virus kommt die mRNA in den menschlichen Körper, das Immunsystem lernt, darauf zu reagieren, und ist bei einer Infektion mit Sars-CoV-2-Viren vorbereitet.

3. Langzeitfolgen treten (wenn überhaupt) bereits nach kurzer Zeit auf

Langzeitfolgen sind keine Folgeerscheinungen, die erst nach langer Zeit auftreten. Im Gegenteil, sie treten bereits recht bald nach der Impfung auf, bleiben aber für lange Zeit. Durchschnittlich zeigen sich negative Folgen innerhalb der ersten 45 Tage nach der Impfung.
Natürlich möchte man solche Folgen vermeiden. Für die Bewertung von Impfstoffen ist weniger die Dauer der Testphase entscheidend, als vielmehr die Menge der Proband:innen.
Ab 10.000 Proband:innen ohne Nebenwirkungen spricht man von einer „besonders sicheren“ Impfung, die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen ist verschwindend gering.
Meistens benötigen solche Testphasen einige Jahre, da aus verschiedenen Gründen nicht gleich tausende Menschen zugleich geimpft werden können.
Im Falle der Coronaimpfung war das anders. Hier spielte z.B. Geld von Anfang an nur eine untergeordnete Rolle in der Produktion. Biontech und Moderna impften etwa 80.000 Proband:innen und beobachteten sie über 60 Tage, AstraZeneca immerhin 23.000 Personen. Die Ergebnisse zeigten: Die Impfstoffe sind besonders sicher (Polack, et al, 2020; Baden, et al., 2021; Voysey, et al., 2021).
Es ist also wichtig, sich über die Testzahlen zu informieren. Diese sind in den genannten Fällen jedoch aussagekräftig und zeigen, dass die Coronaimpfungen besonders sicher sind.

4. Erste Studien zeigen: Impfungen verringern Ansteckungsgefahr deutlich

Auch nach einer Impfung können Coronaviren noch in den Körper gelangen. Dort rufen sie jedoch im besten Fall keine Krankheitssymptome mehr hervor. Nun stellt sich die Frage, ob geimpfte Menschen, die das Virus in sich tragen, es auch weitergeben können – etwa an Menschen, die noch nicht geimpft wurden.
Wie schnell und in welchem Maße man nach einer Infektion ansteckend ist, hängt davon ab, wie schnell sich das Virus vermehren kann und wie schnell dadurch der Ansteckungsgrad steigt. Denn die Menge des Virus (Viruslast), die man in sich trägt, ist ein Faktor für den Ansteckungsgrad. Wenn man geimpft ist, arbeitet das Immunsystem sofort gegen das Virus an und senkt dadurch allgemein die Virusmenge über die Dauer der Erkrankung. Das heißt konkret: Theoretisch ist man mit einer Impfung weniger ansteckend als ohne Impfung.
Ob man trotz Impfung überhaupt ansteckend ist, hängt also davon ab, wie schnell und wie gut das durch die Impfung geschulte Immunsystem reagiert. Deshalb kann man mit Impfung möglicherweise trotzdem ansteckend sein - aber die Ansteckungsgefahr ist mit hoher Wahrscheinlichkeit viel weniger als ohne Impfung. Um das zu bestätigen werden bereits Studien durchgeführt und die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. In mehreren Studien zeigt sich z.B. bei dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer eine Reduktion der Ansteckungswahrscheinlichkeit (Transmission) um 75 % - 95% (Dagan, et al., 2021; Hall, et al., 2021; Amit, et al., 2021; Pawlowski, et al., 2021). 

5. Die Risiken einer AstraZeneca-Impfung sind verschwindend gering

Bis 10. März 2021 hat die EMA 30 Fälle von "thromboembolischen Ereignissen" bei fast fünf Millionen mit dem AstraZeneca-Impfstoff (AZ) geimpften Menschen registriert. Die Rate der Thromboseerkrankungen nach einer Impfung mit AZ ist niedriger als das spontane Auftreten dieser Erkrankung in der Normalbevölkerung (Hintergrundinzidenz).
In Zahlen: Es gab bis 11.03.2021 30 Fälle bei 5 Millionen Impfungen mit AZ in der EU. Das entspricht 1 von 166.000 Menschen. Die Hintergrundinzidenz für thromboembolische Ereignisse entspricht 160 von 166.000 und liegt bei Unter-60-jährigen bei 1 von 10.000, bei Über-60-jährigen bei 1 von 100. Im Vergleich: Die Thrombosewahrscheinlichkeit bei der Anti-Baby-Pille liegt bei 120 von 100.000.
Trotzdem gab/gibt es in bestimmten Ländern einen Impfstopp, da es bei einer speziellen Form der Thrombose (Sinusvene) zu mehr Fällen als normal kommt. Es ist eine sehr seltene Erkrankung mir 3-4 Fällen pro 1.000.000 Menschen pro Jahr, aber die Inzidenz ist im Zuge der AZ-Impfung erhöht und liegt derzeit in Deutschland bei 6-7 Fällen pro 1.000.000 Impfungen.
Deshalb gab es unterschiedlichen Ansichten bezüglich einer Weiterführung der Impfung.
Es ist wichtig, diesen Anstieg genau zu untersuchen, um eventuell eine neue Risikogruppe zu erkennen. Nach der Risikoabwägung ist aber ein Impfstopp laut dem nationalen Impfgremium unverhältnismäßig, da eine Infektion mit dem Coronavirus durchschnittlich bei 10.000 von 1.000.000 Menschen zum Tod führt (derzeit in Österreich sogar 18.000 von 1.000.000 Menschen) Das Risiko eine Sinusvenenthrombose ist also im Vergleich so verschwindend gering, dass nach Risikoabwägung ein Impfstopp nicht empfohlen wird. Mittlerweile wurden Anzeichen für diesen seltenen Verlauf erfasst und sind gut behandelbar.

Georg Hofstätter studierte Ernährungswissenschaften (BSc) an der Universtität Wien und schloss danach den Master im Studium Digital HealthCare an der FH St. Pölten ab. Seine Abschlussarbeiten zum Thema "Nutrigenetik: miRna´s in der Ernährung", sowie zum Thema Proteomanalyse und der qualitativer Proteinbewertung spiegeln seine Interessengebiete wider und sind Themen, für die er bis heute brennt.
Er ist seit vielen Jahren im Wissenschaftsteam der Miracon Science GmbH tätig und Leiter der Digital HealthCare Abteilung. Er ist Co-Herausgeber sowie leitender Autor des Mikronährstoff-Coach™-Buchs, erschienen im Verlagshaus der Ärzte, ein internationales ernährungsmedizinisches Standardwerk.

Fakt 1:
Ableitner, Oksana (2018). Einführung in die Molekularbiologie. Springer Spektrum.

Fakt 2:
Pardi, N.; Hogan, M. J.; Porter, F. W. & Weissmann, D. (2018). mRNA vaccines - a new era in vaccinology. Nature Reviews Drug Discovery
    
17(4), 261 - 279. DOI: 10.1038/nrd.2017.243.

Fakt 3:
Polack, F. P., et al. (2020). Safety and Efficacy on the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine. The New England Journal of Medicine, 383
     (27)
, 2603 - 2615. DOI: 10.1056/NEJMoa2034577.
Baden, L. R., et al. (2021). Efficacy and Safety of the mRNA-1273 SARS-CoV-2 Vaccine. The New England Journal of Medicine, 385(5),
     403 - 416. DOI: 10.1056/NEJMoa2035389.
Voysey, M., et al. (2021). Safety and efficacy of the ChAdOx1 nCoV-19 vaccine (AZD1222) against SARS-CoV-2: an interim analysis of
     four randomised controlled trials in Brazil, South Africa, and the UK. The Lancet, 397 (10269), 99 - 111.
     DOI: 10.1016/S0140-6736(20)32661-1.

Fakt 4:
Dagan, N., et al. (2021). BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine in a Nationwide Mass Vaccination Setting. The New England Journal of
     Medicine
. DOI: 10.1056/NEJMoa2101765.
Hall, V. J., et al. (2021). Effectiveness of BNT162b2 mRNA Vaccine Against Infection and COVID-19 Vaccine Coverage in Healthcare
     Workers in England, Multicentre Prospective Cohort Study (the SIREN Study). http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.3790399.
Amit, S., et al. (2021) Early rate reductions of SARS-CoV-2 infection and COVID-19 in BNT162b2 vaccine recipients. The Lancet,
    
397(10277), 875 – 877. DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(21)00448-7.
Pawlowski, C., et al. (2021). FDA-authorized COVID-19 vaccines are effective per real-world evidence synthesized across a multi-state
     health system. medRxiv. DOI: https://doi.org/10.1101/2021.02.15.21251623.

Fakt 5:
Information für Ärztinnen und Ärzte: COVID-19-Impfstoff AstraZeneca. Paul Ehrlich Institut. Bundesinstitut für Impfstoffe und
    
biomedizinische Arzneimittel. 19.03.2021. Link
COVID-19 Vaccine AstraZeneca: PRAC investigating cases of thromboembolic events - vaccine´s benefits currently still outweigh risks.
     European Medicines Agency.  (Zugriff: 29.03.2021). Link 

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