Rucksacktouristin

Nachhaltiger Tourismus ist in aller Munde - doch worauf muss man vor der Wahl des Reiseziels und während des Aufenthalts achten? Hier sind 7 Tipps, wie du deinen nächsten Urlaub nachhaltiger gestalten kannst.

1. Tipp: Vermeide besonders klimaschädliche
Transportmittel! 

Schätzungen der United Nations World Tourism Organization (UNWTO) zufolge stammen rund 75 Prozent der CO₂-Emissionen des Tourismussektors aus dem Bereich Transport (Gühnemann et al., 2021).

Welche Transportmittel du zur An- und Abreise verwendest, ist somit die allerwichtigste Entscheidung, wenn es um klimafreundlichen Urlaub geht. Das klimaschädlichste Transportmittel ist – wenig überraschend – das Flugzeug, gefolgt vom mit Benzin oder Diesel betriebenen Pkw. Dahinter folgen der mit elektrischem Strom betriebene Pkw und der Bus.

Das aus Klimaschutzsicht beste Verkehrsmittel ist die Bahn, denn sie hat umgerechnet den geringsten Ausstoß von CO₂ pro Personenkilometer (Umweltbundesamt, 2022)!

2. Tipp: Unterstütze lokale Traditionen und kaufe
lokale Produkte! 

Am Urlaubsort angekommen, solltest du dich über lokale Traditionen informieren und diese unterstützen. Das können religiöse, musikalische oder andere Feste sein, Vorführungen von traditionellem Handwerk, spezielle Kunstformen (wie etwa das japanische Kabuki-Theater) oder archäologische Ausgrabungsstätten.

Du kannst lokal bezogene oder lokal hergestellte Produkte kaufen und so für die Menschen vor Ort eine Existenzgrundlage schaffen. Auch wenn du die positiven Auswirkungen nicht sofort persönlich siehst, kann nachhaltiger Tourismus örtliche Einkommen erhöhen und somit die Kaufkraft stärken, die Arbeitslosenquote senken, alte Bräuche bewahren und die Identifikation der Ortsansässigen mit ihrer Heimat erhöhen (Ambelu et al., 2016; Drummond et al., 2021; Westmont, 2021).

Kabuki Maske

Eine Maske aus dem japanischen Kabuki-Theater

3. Tipp: Achte auf Nachhaltigkeitszertifikate!

Freiwillige Verpflichtungen zu mehr Nachhaltigkeit werden bei Unternehmen und anderen Organisationen immer beliebter. Eine Möglichkeit, eine solche freiwillige Verpflichtung nach außen hin sichtbar zu machen, sind Nachhaltigkeitszertifizierungen. So können Tourismusbetriebe etwa das Österreichische Umweltzeichen oder das EU-Ecolabel tragen.

Das EU-Ecolabel umfasst verpflichtend zu erfüllende und freiwillige Kriterien. Beherbergungsbetriebe müssen z.B. ihr Abfallaufkommen dokumentieren und ihre Warmwasserbereiter müssen bestimmte Mindesteffizienzklassen aufweisen [Abschnitt A im Anhang des Beschlusses (EU) 2017/175 der Kommission vom 25. Januar 2017, Kriterium 5 d) und 6 c)].

Außerdem kannst du auf der Webseite Ecohotels Urlaubsdestinationen finden, die von einer Organisation zertifiziert wurden, welche vom Global Sustainable Tourism Council (GSTC) akkreditiert wurde.

Der GSTC wurde von NGOs und UN-Organisationen ins Leben gerufen, schafft einheitliche globale Standards für nachhaltigen Tourismus und akkreditiert nur Zertifizierungsstellen, die die GSTC-Kriterien einhalten (GSTC, s.a.).

4. Tipp: Augen auf beim Souvenirkauf!

Schöne Muscheln am Strand und blühende Pflanzen in den Bergen verlocken zum Einsammeln und Pflücken, und die Händler:innen an den Marktständen präsentieren stolz ihre Ware.

Doch bevor du deine Hände nach deinen zukünftigen Urlaubserinnerungen streckst, solltest du wissen, ob diese Tiere oder Pflanzen unter Schutz stehen!
Hierzu gibt es nationale und supranationale Gesetze sowie das Washingtoner Artenschutzübereinkommen, welches auch unter der Abkürzung „CITES“ bekannt ist.

Unter Umständen brauchst du nämlich eine Genehmigung für die Einfuhr nach Österreich oder in ein anderes Land (BMF, 2022). Mit vom Aussterben bedrohten Arten darf gar nicht gehandelt werden (BMK, s.a.).

5. Tipp: Reise weniger oft, bleibe dafür länger am
Urlaubsort!

Ziehe die Aufenthaltsdauer am Urlaubsort möglichst in die Länge. Nicht, um länger der eigenen Arbeit oder Bildungseinrichtung fernbleiben zu können, sondern um Treibhausgasemissionen zu senken, die örtliche Transportinfrastruktur in einem akzeptablen Ausmaß zu halten, beliebte Tourismus-Hotspots zu entlasten und einen entschleunigten Urlaub zu erleben (Gössling et al., 2005; Gössling et al., 2018).

6. Tipp: Ersetze tierische durch pflanzliche
Lebensmittel!

Tierische Produkte haben, verglichen mit pflanzlichen, einen höheren Treibhausgasausstoß sowie einen höheren Land- und Energieverbrauch (Rabès et al., 2020). Darum greife, wenn möglich, zum Seitanschnitzel oder Rührei auf Tofubasis anstatt zu den traditionellen Varianten!

Erkundige dich am besten bereits vor deiner Abreise, wo du Unterkünfte und Restaurants mit einer großen Auswahl pflanzenbasierter Speisen findest. Selbst wenn nichts explizit Veganes auf der Speisekarte steht, sind viele Küchen dazu bereit, ihre Gerichte abzuwandeln, um auf Kund:innenwünsche einzugehen.

7. Tipp: Reise an Orte, die nicht überfüllt sind!

Was haben Venedig, Hallstatt und Amsterdam gemeinsam? Richtig - sie sind heillos mit Tourist:innen überlaufen. Dadurch entstehen Konflikte mit der lokalen Bevölkerung, Zerstörung von Kulturgütern, Umweltverschmutzung und andere Probleme (Mihalic, 2020).

Dieses Phänomen wird „Overtourism“ genannt. Darum empfiehlt es sich, bereits überlastete Städte und Regionen zu meiden. Du profitierst schließlich auch davon, wenn du dich nicht durch Menschenmassen zwängen musst und dein Stresspegel unten bleibt!

Na, brummt dir schon der Schädel von all den Sachen, die es bei der Urlaubsplanung zu beachten gilt? Dann wird es höchste Zeit, den Koffer zu packen und die Fliege zu machen!

Dieser Text wurde dankenswerterweise von Die Fehlerwerkstatt Korrektur gelesen.

Vincent Lutz hat Umwelt- und Bioressourcenmanagement an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) studiert und absolviert derzeit das namensgleiche Masterstudium mit den Fachbereichen „Energie“ und „Regionale Entwicklung“.

Tipp 1:
Gühnemann, A., Kurzweil, A., & Mailer, M. (2021). Tourism mobility and climate change
     - A review of the situation in Austria. Journal of Outdoor Recreation and Tourism, 34,
     100382.
Umweltbundesamt. (2022). Emissionsfaktoren bezogen auf Personen-/Tonnenkilometer.

Tipp 2:
Ambelu, G., Lovelock, B., & Tucker, H. (2018). Empty bowls: conceptualising the role of
     tourism in contributing to sustainable rural food security. Journal of Sustainable
     Tourism, 26
(10), 1749-1765.
Drummond, J., Snowball, J., Antrobus, G., & Drummond, F. (2021). The Role of
     Cultural Festivals in Regional Economic Development: A Case Study of Mahika
     Mahikeng. In Scherf, K. Creative Tourism in Smaller Communities - Place, Culture,
     and Local Representation
,  79-108.
Westmont, V. C. (2021) Of Guinea Pigs and Tourists: Sustainable Development,
     Sustainable Tourism, and “Local Food” in Cusco, Peru. Tourism Planning &
     Development, 18
(1), 45-67.

Tipp 3:
GSTC. (11. März 2023). About the Global Sustainable Tourism Council (GSTC).

Tipp 4:
BMF. (04. März 2023). Geschützte Tiere und Pflanzen (Elfenbein, Krokodilleder etc.).
     oesterreich.gv.at. 
BMK. (04. März 2023). Tiere und Pflanzen CITES-gelistet und dokumentenpflichtig.
     Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und
     Technologie
.  bmk.gv.at.

Tipp 5:
Gössling, S., Peeters, P., Ceron, J.-P., Dubois, G., Patterson, T., & Richardson, R. B.
     (2005). The eco-efficiency of tourism. Ecological Economics, 54(4), 417-434.
Gössling, S., Scott, D., & Hall, C. M. (2018). Global trends in length of stay: implications
     for destination management and climate change. Journal of Sustainable Tourism,
     26
(12), 2087-2101. 

Tipp 6:
Rabès, A., Seconda, L., Langevin, B., Allès, B., Touvier, M., Hercberg, S., Lairon, D.,
     Baudry, J., Pointereau, P., & Kesse-Guyot, E. (2020). Greenhouse gas emissions, energy
     demand and land use associated with omnivorous, pesco-vegetarian, vegetarian, and
     vegan diets accounting for farming practices. Sustainable Production and Consumption,
     22
, 138-146. 

Tipp 7:
Mihalic, T. (2020). Conceptualising overtourism: A sustainability approach. Annals of
     Tourism Research, 84
, 103025. 

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