brettförmige lawine geht ab

Wenn man sich im Winter in die Berge traut, könnte man mit einer Lawine konfrontiert werden. Wie du diese überlebst, erfährst du in diesem Artikel.

Bei unserem Schwerpunkt "Kampf ums Überleben" setzt sich die alexandria-Redaktion mit dem Tod, dem Vergessen und dessen Überwindung auseinander.

Österreich ist ein Land der Wintersportler:innen, die es meist in die Berge zieht. Wenn man sich hier abseits von präparierten Strecken befindet, stellen Lawinen eine große Gefahr dar. Und auch, wenn man keinen Wintersport betreibt, kann das Risiko in den Alpen erhöht sein. Eines ist klar: Wenn man sich in bergigen Gebieten mit Schnee befindet, kann man auch mit einer Lawine konfrontiert werden.

Das Landwirtschaftsministerium definiert Lawinen als gleitende, fließende oder rollende Schneemassen oder aufgewirbelte Schneewolken. Aufgrund von physikalischen Energien werden diese in Bewegung gesetzt. Grund dafür können etwa große Mengen an Neuschnee, ein rascher Temperaturanstieg oder auch die Verfrachtung von Schnee durch Wind sein.

Wenn du die physikalischen Hintergründe der gefährlichsten Lawinenart verstehen willst, schau dir dieses Video der "Süddeutschen Zeitung" an:

Laut der Statistikplattform Statista gab es in Österreich zwischen den Jahren 2016 und 2021 pro Jahr zwischen 95 und 137 Lawinenunfälle. Dabei kamen jährlich bis zu 26 Menschen ums Leben. Diese Zahlen bekräftigt auch der Österreichische Alpenverein: In den vergangenen Jahren lag der Durchschnitt von Lawinentoten in Österreich bei 22.
alexandria hat für dich in diesem Artikel die sieben wichtigsten Tipps zusammengefasst, wie du Lawinen vermeiden kannst und wie du im Ernstfall reagieren solltest.

1. Tipp: Informiere dich vorab

Wenn du abseits von präparierten Pisten Wintersport betreiben willst, dann solltest du vorab immer den Lawinenbericht der Region kontrollieren. Diesen kann man im Internet beim Lawinenwarndienst des jeweiligen Bundeslandes abrufen. Dieser Link führt beispielsweise zum aktuellen Lawinenbericht von Salzburg.

2. Tipp: Verwende bei Skitouren ein LVS-Gerät

Um sich vor Lawinen zu schützen oder im Notfall zu überleben, gibt es verschiedene Präventionsmittel.
Bei Skitourengänger:innen gilt ein LVS-Gerät (Lawinenverschüttetensuchgerät) als Pflicht. Dieses solltest du nah am Körper tragen, damit es im Notfall aktiviert werden kann. Dabei werden Signale an ein zweites LVS-Gerät ausgegeben, mit dessen Hilfe die verschüttete Person geortet werden kann. Laut dem Alpenverein ist der Umgang mit dem Instrument durchaus kompliziert - weshalb vorab geübt werden sollte.

Auch ein Lawinen-Airbag kann sich als sinnvoll erweisen. Der Rucksack ist sowohl auf der linken als auch der rechten Seite mit Ballons ausgestattet. Wenn eine Person von einer Lawine erfasst wird, können die Ballone durch einen Zug an einem Griff sofort aufgeblasen werden.

3. Tipp: Wirf die Skistecken weg

Falls du mit den Ski unterwegs bist und sich tatsächlich eine Lawine auf dich zubewegt, dann solltest du als Erstes deine Stecken wegwerfen. Das österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) hat berechnet, dass zwischen 2005 und 2022 dreißig Prozent aller Lawinentoten in Österreich aufgrund von Traumata verstorben sind. Dies inkludiert Brüche, innere Verletzungen und Ähnliches. Auch Skistecken können diese Verletzungen verursachen, weshalb du diese sofort wegwerfen solltest.

Danach solltest du versuchen, dich seitlich aus der Lawinenzone herauszubewegen. Wenn dies nicht gelingt und du tatsächlich von der Lawine erfasst wirst, ist vor allem eine Maßnahme von größter Wichtigkeit - siehe Tipp 4.

Denn dieselbe Statistik der ÖKAS belegt, dass rund 57 Prozent aller Lawinentoten vom Schnee erstickt werden. Wenn du erfasst wirst, solltest du deshalb sofort die Hände vor sein Gesicht legen. Dadurch entsteht ein Hohlraum aus Luft, wodurch eine verschüttete Person atmen kann. Falls es dir möglich ist, befreie dich selbst aus dem Schnee oder schreie so laut wie möglich um Hilfe.

4. Tipp: Halte deine Hand vor dein Gesicht

Bevor man unter den Schnee gezogen wird, gibt es allerdings noch eine andere Maßnahme, die einem das Leben retten kann: Wie unter anderem das “Utah Avalanche Center” berichtet, solltest du versuchen, dich mit Schwimmbewegungen an der Oberfläche zu halten.

5. Tipp: Schnell reagieren

Wenn du einen Lawinenunfall beobachtest, solltest du möglichst schnell reagieren. Verschüttete haben laut dem Deutschen Alpenverein eine Überlebenschance von rund neunzig Prozent - aber nur, wenn sie in den ersten 15 Minuten geborgen werden. Danach fällt die Wahrscheinlichkeit, dass man eine Lawine überlebt, rapide ab.

Wenn du einen Lawinenabgang mit Verschütteten beobachtest, solltest du dementsprechend so schnell wie möglich einen Notruf absetzen. Falls du ein LVS-Gerät hast, lokalisiere damit die verschüttete Person. Als Skitourengänger:in sollte man für den Notfall auch stets eine Schaufel mitführen. Die meisten Verschütteten befinden sich in einer Tiefe von ein bis eineinhalb Metern.

weißer schnee und lawine

Schneebrettlawinen wie diese gelten als besonders gefährlich. Quelle: Wikimedia Commons/Derrelwilliams

Falls du eine:n Verschüttete:n an die Oberfläche befördern kannst, solltest du als Erstes die Atmung der Person kontrollieren. Falls diese nicht vorhanden ist, musst du eine Mund-zu-Mund-Beatmung starten und dich vorab versichern, dass sich kein Schnee im Mundraum des oder der Verunglückten befindet. Danach solltest du den Betroffenen sofort in die stabile Seitenlage bringen.

Allerdings hat Selbstschutz die oberste Priorität: Oftmals gibt es nach einer Lawine noch weitere Schneeabgänge. Daher solltest du dich nicht unüberlegt in das Gefahrengebiet begeben.

6. Tipp: Schließe die Fensterläden und geh nicht außer Haus

Auch wenn du dich in einem Gebäude befindest, das verschüttet wird, solltest du Sicherheitsmaßnahmen einhalten. Falls du vorab über die Lawine benachrichtigt wirst, solltest du alle bergseitigen Fensterläden schließen. Außerdem solltest du dich laut dem Schweizer Bundesrat nur im Erd- beziehungsweise Untergeschoss des Hauses aufhalten.

Verlasse in dieser Situation keinesfalls das Gebäude - es könnte zu weiteren Schneebewegungen kommen. Zwar solltest du alle elektrischen Apparate ausschalten, die nicht benötigt werden, doch gleichzeitig ist es von großer Wichtigkeit, die Anordnungen der Behörden im Internet, Radio oder Fernsehen zu verfolgen.

7. Tipp: Sei eine Frau

Wie der Österreichische Alpenverein in einer Pressemitteilung schreibt, waren in der Wintersaison 2021/22 17 von 18 Opfern Männer. Zwar gibt es mehr männliche Skitourengänger:innen, aber laut Michael Larcher, dem Leiter der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein, kann das Verhältnis “dadurch nicht erklärt werden”. Der Grund hierfür liegt vielmehr im Risikoverhalten. „Frauen entscheiden defensiver, nehmen Warnungen ernster, unterliegen weniger leicht der Illusion der Kontrolle“, erklärt er in der Pressemitteilung.

Das Gefahrenbewusstsein ist bei einem Großteil der Menschen, die Skitouren unternehmen, stark ausgeprägt. Männer, die zweifeln oder sich ängstlich zeigen, entsprechen nicht der stereotypischen Geschlechterrolle und fürchten sich, als schwach angesehen zu werden.

Um sich in Gefahrensituationen bedachter zu verhalten, hat der Alpenverein einige Fragen formuliert, die man sich selbst stellen kann. Diese kannst du am Ende der Pressemitteilung nachlesen.

Neue Beiträge