Die globalen Temperaturen steigen immer weiter an

Viele Leute beschweren sich über das Klima, wenn sie eigentlich das Wetter meinen. Warum das ein Problem ist, lest ihr in unserem Vollwissen.

Wir schreiben das Jahr 2015. Kurz zuvor ging aus einem Bericht der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) hervor, dass 2014 das weltweit wärmste Jahr seit Anbeginn der Aufzeichnungen war. Deshalb steht Jim Inhofe vor dem US-Amerikanischen Senat und winkt mit einem Schneeball seinen Kolleg:innen zu. Seine These? Wenn es noch Schnee gibt, dann kann der menschengemachte Klimawandel nur Humbug sein.
Viele Erderwärmungsleugner:innen verwenden das gleiche Argument wie es der US-Senator Jim Inhofe im Jahr 2015 getan hat: Sie behaupten, dass es keine Erderwärmung gibt, weil es alljährlich auf dieser Welt zu Schneechaos oder Tiefsttemperaturen kommt. Doch dies entspricht nicht der Wahrheit – denn bei solchen Aussagen wird häufig der Unterschied zwischen Klima und Wetter vergessen.

Was ist Klima?

Die österreichische Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) definiert den Terminus folgendermaßen: „Das Klima beschreibt den Zustand des Klimasystems über lange Zeiträume von Jahrzehnten bis hin zu erdgeschichtlichen Zeitskalen.“
Genauer gesagt wird Klima immer über eine Periode von mindestens 30 Jahren berechnet, für viele Wissenschaftler:innen gilt aber auch schon ein Zeitraum von 15 Jahren als aussagekräftig. Es gibt das Lokalklima, das auf kleinere Flächen begrenzt ist, doch zumeist handelt es sich bei Klimazonen um große Gebiete, die sogar die gesamte Erde umfassen können (= „globales Klima“).
Klima ist ein kompliziertes System, das aus vielen Komponenten besteht. Auf der Website der ZAMG wird es durch den Austausch von verschiedenen Sphären definiert, die die Luftzirkulation, aber auch freibewegliches Wasser, den Boden, alle Lebewesen, das gesamte Eis und die oberste Schicht der Erde einschließen. Für das Klima ist daher nicht nur Wind und Regen wichtig, auch Sonnenblumen oder Gletscher spielen eine Rolle. Ebenfalls ist die Sonneneinstrahlung von großer Relevanz, die dem Klimasystem die Energie zur Verfügung stellt.

Klima vs. Wetter

Wie wir bereits im Vollwissen-Artikel „Wissenschaftlicher Konsens über Klimaerwärmung“ diskutiert haben, sind sich Forscher:innen darüber einig, dass eine kontinuierliche Klimaerwärmung stattfindet und der Mensch diese seit Anbeginn der Industrialisierung beschleunigt. Doch warum kommt es trotzdem noch manchmal zu Rekordtemperaturtiefs und wieso versinken wir noch hin und wieder in einem Schneechaos?
Bei diesen Beispielen handelt es sich um Wetterphänomene. Wetter ist ein chaotischer Zustand der Atmosphäre, der nur sehr schwierig vorherzusagen ist. Das Römpp Lexikon der Chemie definiert es als auf wenige Tage und auf eine Lokalität begrenzt – im Gegensatz zu Klima.
Einfach gesagt ist Wetter daher das, was man sieht, wenn man aus dem Fenster schaut, und das Klima die statistische Auswertung aller Wetterphänomene über einen langen Zeitraum. Deshalb kann man dem Klimawandel weder die Schuld an einem heftigen Gewitter noch an einem besonders heißen Sommer geben. Bei diesen Beispielen handelt es sich um Wetterphänomene, die stark vom Mittelwert (= Klima) abweichen können. So können auch während einer globalen Erwärmung ein bitterkalter Winter oder ein gemäßigter Sommer auftreten.
Wenn es allerdings zu einer Anhäufung solcher Rekorde in beispielsweise den letzten 15 Jahren kommt, können wir von einem Klimatrend ausgehen. Laut der Statistik-Website Statista zählen acht Jahre zwischen 2010 und 2019 im globalen Durchschnitt zu den zehn heißesten seit Beginn der Messungen 1880. Diese Zahlen gelten als aussagekräftig und beweisen eine fortschreitende Veränderung unseres Klimas.

Aus diesen Gründen ist es offensichtlich, welchen Fehler der US-Senator Jim Inhofe in seiner Allegorie mit dem Schneeball gemacht hat. Wenn es aufgrund eines Wetterphänomens eine Zeitlang stark schneit oder eiskalt wird, dann widerspricht dies nicht der Theorie der menschengemachten Erderwärmung.
Aufgrund all dieser Argumente und des Unterschieds zwischen Wetter und Klima sollten wir den Klimawandel nicht in einem Atemzug mit einzelnen Wetterphänomenen nennen. Erst wenn sich Wetterphänomene über mehrere Jahre häufen, können wir von Klima bzw. dessen Veränderung sprechen.

- Unter der Rubrik „Neoklima“ bei der ZAMG kann man verschiedene Klimatrends der letzten paar hundert Jahre einsehen: Neoklima
- Dieses Video von einer Professorin der University of British Columbia vermittelt dir einen tiefergehenden Überblick über das System Klima (auf Englisch): 2.1 Earth´s Climate System (YouTube)

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