Körpertemperatur wird mit einem Thermometer gemessen

Menschen sind homoitherme Lebewesen. Das bedeutet, im Gegensatz zu wechselwarmen Tieren halten wir unsere Körpertemperatur trotz der Umgebungstemperatur konstant. Im Durchschnitt beträgt sie 36.6 Grad Celsius. Eine konstante Körpertemperatur ist wesentlich für unser Überleben. Was passieren kann, wenn diese nicht konstant gehalten wird, erklären wir dir mit den folgenden fünf Fakten zur Körpertemperatur.

Dieser Artikel ist Teil des alexandria-Themenschwerpunkts Wie wir uns warm halten. Dabei wollen wir euch wichtige und auch überraschende Sichtweisen aus der Wissenschaft näherbringen.

Fakt 1: Unsere Temperatur verändert sich ständig

Seit dem Erstbeschreiber der menschlichen Körpertemperatur, dem deutschen Arzt Karl Reinhold August Wunderlich, war die menschliche Körpertemperatur mit 37.0 Grad Celsius festgelegt (1851).

Heutzutage messen wir mit modernen und somit genaueren Messgeräten im Schnitt etwa 36.6 bis 36.8 Grad Celsius. Manche Forscher:innen führen dies auf eine generelle Abnahme der menschlichen Körpertemperatur über die letzten Jahrzehnte zurück, andere vermuten eine Verbesserung der Messgeräte.

Tatsächlich handelt es sich hierbei nur um einen Mittelwert, denn unsere Körpertemperatur verändert sich im Laufe des Tages. So ist die Körpertemperatur gegen 2 Uhr nachts am niedrigsten und nimmt bis zum Abend stetig zu, insgesamt um über ein Grad Celsius.

Bei Frauen ändert sich die basale Körpertemperatur auch im Verlauf ihres Zyklus. Nach dem Eisprung in der Mitte des Zyklus steigt diese plötzlich um einen halben Grad Celsius an und bleibt über die nächsten Wochen bis zur Menstruation erhöht. Die Messung der Körpertemperatur zur selben Tageszeit kann Frauen somit helfen ihre fruchtbaren (meist einige Tage vor dem Eisprung) und ihre unfruchtbaren Tage zu bestimmen.

Basaltemperaturkurve

Die Messung der Temperatur kann Frauen Aufschluss darüber geben, an welchen Tagen sie fruchtbar und unfurchtbar sind 

Fakt 2: Fieber kann bei Kleinkindern epileptische
Anfälle auslösen

Jede:r von uns hatte es schon mehrmals: Fieber im Rahmen einer Infektion. Ein Temperaturanstieg über 38.5 Grad Celsius wird in der Medizin als Fieber definiert. Die typischen Begleitsymptome kennt man: Abgeschlagenheit und Müdigkeit.

Doch bei Kleinkindern (bis zum fünften Lebensjahr) kommt es aufgrund des Fiebers auch immer wieder zu epileptischen Anfällen. Dies geschieht, ohne dass das Gehirn selbst von einer Infektion betroffen wäre. Die genaue Ursache ist bis heute unbekannt. Forschende vermuten eine Herabsenkung der sogenannten „Krampfschwelle“, also dem Punkt, ab dem ein epileptischer Anfall ausgelöst werden kann.

Was zunächst sehr erschreckend klingt, ist in 70 Prozent der Fälle jedoch völlig harmlos und der Krampfanfall endet innerhalb von fünf Minuten von selbst. Tatsächlich erleben in Europa drei bis vier Prozent der Kinder in ihren ersten Lebensjahren einen Krampfanfall, in Asien sind es sogar ganze sechs Prozent. Und all diese Kinder bleiben ohne langfristige Schäden.

Fakt 3: Es gibt auch Fieber ohne Infektion -
Periodische Fiebersyndrome

Fieber ist meist ein Zeichen für eine Infektion. Jedoch kann unsere Körpertemperatur auch völlig unabhängig davon plötzlich ansteigen. So gibt es sogenannte Periodische Fiebersyndrome, bei denen es ganz ohne Krankheitserreger bei sonst gesunden Patient:innen zu wiederholt auftretenden Fieberschüben kommt. Diese verschwinden nach einigen Tagen wieder von selbst. Zwischen den einzelnen Episoden besteht eine völlige Beschwerdefreiheit.

Ein in Österreich vorkommendes Beispiel ist das Familiäre Mittelmeerfieber. Es handelt sich hierbei um eine Mutation des Proteins Pyrin, welche besonders im östlichen Mittelmeerraum auftritt (Türkei, Israel, Libanon, Jordanien, Syrien). Hierbei kommt es neben dem Fieber vor allem zu Bauchschmerzen, aber auch zu Brust- oder Gelenkschmerzen. Vielen Betroffenen wird aufgrund der häufigen Bauchschmerzen und der Fehldiagnose „Blinddarmentzündung“ bereits in jungen Jahren unnötigerweise der gesunde Wurmfortsatz des Blinddarms entfernt.

Fakt 4: Hohe Körpertemperatur kann auf
Vergiftung hinweisen

Eine unerklärlich hohe Körpertemperatur kann ein Warnsymptom für eine Vergiftung sein. Das sogenannte Serotonerge oder Serotonin-Syndrom tritt dann auf, wenn ein lebensbedrohlicher Überschuss an Serotonin (5-Hydroxytryptamin, 5-HT) im Gehirn und im peripheren Nervensystem vorhanden ist.

Dies passiert zum Beispiel bei einer Überdosierung mit Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern, einer Gruppe von Antidepressiva. Auch eine Kombination mehrerer Medikamente kann zu diesem Syndrom führen. Neben Symptomen wie Krampfanfällen, Sensibilitätsstörungen, Muskelzuckungen und Verwirrtheit bis hin zum Koma, kommt es bei vielen Betroffenen zu sehr starkem Schwitzen und einem Temperaturanstieg auf über 40 Grad Celsius.

Überdosis kann zu erhöhter Körpertemperatur führen

Eine Kombination mehrerer Medikamenten kann zu erhöhter Temperatur führen

Fakt 5: Nobody is dead until warm and dead

Eine starke Unterkühlung (Hypothermie) kann zu einem Herz-Kreislaufstillstand und somit zum Tode führen.
Da es bei einer Hypothermie jedoch auch zur Herabsetzung des Stoffwechsels und somit zu einem geringeren Sauerstoff- und Glucoseverbrauch kommt, können Menschen nach einer Unterkühlung manchmal erfolgreich reanimiert werden.
Daher gilt in der Notfallmedizin immer die Devise: no one is dead until warm and dead.

Ein sehr eindrucksvolles Beispiel ist die erfolgreiche Reanimation einer Frau, nachdem sie bereits sechs Stunden im Herz-Kreislaufstillstand war. Bis auf Sensibilitätsstörungen in den Händen hat die Betroffene diesen Vorfall ohne Langzeitschäden überstanden.

Den herabgesetzten Stoffwechsel durch eine moderate Unterkühlung macht man sich in der Medizin auch nach erfolgreichen Reanimationen zu Nutze. Hierbei werden Patient:innen bewusst auf 32 bis 36 Grad heruntergekühlt, um Komplikationen nach der Reanimation zu vermeiden und die Überlebenschancen zu verbessern.

Fakt 1:
Johannes W. Dietrich et al. (2021). Körpertemperatur. DocCheck Flexikon
Protsiv, M. et al. (2020). Decreasing human body temperature in the United States since
     the Industrial Revolution. Elife

Fakt 2:
M. Christina Victoria (2019). Fieberkrämpfe. MSD Manuals

Fakt 3:
Universitätsmedizin Greifswald (2023). Periodische Fiebersyndrome. Universitätsmedizin
     Greifswald.
Apostolos Kontzias (2020). Familiäres Mittelmeerfieber. MSD Manuals

Fakt 4:
David Tanen (2019). Serotoninsyndrom. MSD Manuals
Leopoldt Daniela (2019). Gefürchtetes Serotonin-Syndrom. Deutsche Apothekerzeitung

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