panzer stosst co2 aus

Kriege beeinflussen die Natur - auch noch lange nach ihrem Ende. Wie viel Treibhausgase der Ukrainekrieg emittiert, erfährt ihr in diesem Artikel.

Kriege haben noch Jahre oder Jahrzehnte nach ihrem Ende Auswirkungen auf die betroffene Bevölkerung. Landstriche werden unbewohnbar, unzählige Menschen sterben oder müssen aus ihrer Heimat fliehen. Außerdem hinterlassen Kriege Spuren sowohl in der Wirtschaft als auch in der physischen und psychischen Gesundheit der involvierten Menschen.

Aufgrund von katastrophalen humanitären und ökonomischen Auswirkungen gerät häufig ein weiterer Punkt in Vergessenheit: die Umwelt. Bomben, Schützengräben oder sogar chemische Waffen greifen während Kriege tief in die Natur ein. So geht man heute davon aus, dass etwa während des Vietnamkriegs rund 3,1 Millionen Hektar an Fläche von Mangroven- und Regenwäldern zerstört wurden. Kriege können ganze Ökosysteme auslöschen, Millionen von Tieren töten und Landschaften vollkommen verändern.

Auch der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland kann zu langfristigen Folgen für die gesamte Erde führen. Grund dafür ist der starke Anstieg der Treibhausgase, der verschiedene Ursachen hat. In den folgenden fünf Fakten erfährst du den Stand der Forschung zum CO2-Ausstoß des Ukraine-Kriegs.

1. Ukrainekrieg hat 230 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen

Die ukrainische Umweltorganisation Ecoaction hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, die Treibhausgasemissionen des Ukrainekriegs zu berechnen. Jährlich erscheint dazu ein Jahresbericht, zuletzt im Februar 2025.

Mit einer Mischung aus Schätzungen, Annäherungen und gesicherten Daten wurde kalkuliert, dass seit Beginn des Krieges rund 230 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente produziert wurden. Das ist mehr als die gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen von Österreich, Tschechien, Ungarn und der Slowakei zusammen. Anders ausgedrückt: Der Angriffskrieg von Russland hat so viel Treibhausgase verursacht wie jährlich 120 Millionen Autos, die sich mit fossilem Treibstoff fortbewegen.

Die Maßeinheit "CO2-Äquivalent" (auch CO2e) gibt die Stärke der Wirkung von Treibhausgasen an. Methan ist beispielsweise viel potenter als CO2, was ein Problem bei Summierungen darstellt. Um alle Treibhausgase und ihre Klimawirkung vergleichen und die gesamte Menge vereinfacht angeben zu können, wurde CO2e erfunden.

Im Jahr 2024 wurden laut der Berechnungen von Ecoaction 55 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Das Schrumpfen der Emissionen lässt sich vor allem durch die geringere Flüchtlingsbewegung und einigen anderen Faktoren erklären. Obwohl diese Zahl groß klingt, entspricht sie nur rund 0,0015 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen weltweit.

Eine weitere Studie kann diese Größenordnung von Zahlen bestätigen. Bei dieser wurden CO2-Äquivalente berechnet, die laut den Wissenschaftler:innen möglicherweise “übersehen” werden könnten. Dabei werden allerdings die gleichen oder ähnliche Faktoren (Kriegsführung, Waldbrände etc.) verwendet wie bei den Berechnungen von Ecoaction. Laut dieser Studie wurden in den ersten 18 Monaten des Kriegs rund 77 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente freigesetzt. Allerdings ist diese Zahl mit einer Unsicherheit von 22 Prozent behaftet - sprich, es könnten auch 17 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente mehr oder weniger sein (Bun et al., 2024).

2. Die größten CO2-Verursacher

Ecoaction geht auch darauf ein, welche Teilbereiche des Kriegs die größten Treibhausgas-Verursacher sind. Mehr als die Hälfte der Emissionen produzieren laut Berechnungen die Kriegsführung und der Wiederaufbau von Gebäuden und Infrastruktur.

Bei der Kriegsführung fließt die Produktion von Maschinen und Waffen wie Drohnen, Bomben oder Gewehre, aber auch die Herstellung und der Verbrauch von Munition ein. Allerdings wird der größte Teil der Treibhausgasemissionen bei der Kriegsführung durch den Verbrauch von beispielsweise Diesel oder Kerosin bei der Fortbewegung von Tankern und Jets verursacht. Insgesamt belaufen sich die CO2-Äquivalente für die vergangenen drei Jahre bei der Kriegsführung auf rund 82,1 Millionen Tonnen CO2.

Die Treibhausgasemissionen, die für den Wiederaufbau der Infrastruktur aufgewendet werden müssen, liegen zum größten Teil noch in der Zukunft. Materialien wie Beton gelten als sehr umweltschädlich und benötigen viel CO2 während ihrer Produktion. Laut des heutigen Standes und den Berechnungen von Ecoaction würde sich der Wiederaufbau auf rund 62,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente belaufen.

3. Klimawandel facht Waldbrände an

Seit 2024 sind Waldbrände die drittgrößten Verursacher von Treibhausgasen im Ukrainekrieg. Aufgrund von Bomben oder anderen Kriegshandlungen wurden auch schon im Jahr 2022 und 2023 Feuer entfacht. Doch im vergangenen Jahr war das Wetter in der Ukraine deutlich trockener - höchstwahrscheinlich handelt es sich um eine Auswirkung des Klimawandels.

Dadurch konnten sich die Waldbrände rasend schnell ausbreiten: 2024 sind 92,1 Hektar Waldfläche aufgrund von Kriegsgeschehen in der Ukraine abgebrannt, während es in den zwei Jahren zuvor addiert 76,7 Hektar waren. Insgesamt wurden dadurch 48,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen, die ansonsten erst im Laufe von Jahrzehnten auf natürliche Weise in die Atmosphäre getreten wären.

feuerwehrmann löscht waldbrand in ukraine

Ein Waldbrand in der Ukraine, durch den große Mengen CO2 in die Erdatmosphäre freigesetzt werden. (Copyright: State Emergency Service of Ukraine)

Zusätzlich zu den Treibhausgasemissionen haben Waldbrände jedoch auch andere negative Auswirkungen auf die Umwelt, speziell auf die Gesundheit von Menschen. In diesem Artikel könnt ihr alles zu dem Thema erfahren.

4. Flugzeuge müssen weitere Strecken zurücklegen

Russland ist mit 17.098.242 Quadratkilometern das größte Land der Welt. Das hat auch Auswirkungen auf den Flugverkehr: Aufgrund von Sperrungen des Luftraums muss bei vielen Flügen aktuell eine längere Strecke überquert werden. Hauptsächlich betrifft dies Strecken zwischen Europa und Asien.

Mithilfe von Echtzeit-Flugdaten hat Ecoaction berechnet, dass diese Sperrungen für den Flugraum ein CO2-Extra von 14,4 Millionen Tonnen ausmachen.

5. Der weltweite CO2-Ausstoß könnte sich insgesamt reduzieren

Doch all diese genannten Punkte könnten laut einer Studie, die im Jahr 2024 in der Fachzeitschrift “Communcations Earth & Environment” veröffentlicht wurde, nur eine geringe Auswirkung haben. Wissenschaftler:innen mit Sitz in den Niederlanden berechneten, wie sich der Krieg in der Ukraine auf die Bodennutzung, die Lebensmittelsicherheit und damit verbunden auch auf die weltweiten Treibhausgasemissionen auswirkt. Dabei haben sie vor allem auch den Energie-Faktor unter verschiedenen Szenarien berücksichtigt.

Die Forschenden gingen davon aus, dass durch den Ukrainekrieg der Preis von fossiler Energie stark ansteigt. Laut ihnen sei es in diesem Falle wahrscheinlich, dass eine Subventionierung der Preise von erneuerbaren Energien stattfindet. Wie die Wissenschaftler:innen mit Hilfe eines Modells berechneten, würde unter diesen Voraussetzungen bei einer Preiserhöhung von 20 Prozent die Treibhausgasemissionen pro Jahr um eine Gigatonne CO2-Äquivalente sinken, bei 40 Prozent um zwei Gigatonnen. Der Gesamtausstoß der Welt beläuft sich auf rund 36,8 Gigatonnen CO2-Äquivalente - dementsprechend wäre der Rückgang nicht zu unterschätzen (van Meijl et al., 2024).

Diese letzte Studie zeigt, dass sowohl die Berechnungen von Treibhausgasen als auch die Berechnung von Kriegsauswirkungen sehr kompliziert und vielschichtig sind. Das trifft im Speziellen dann zu, wenn der Konflikt noch andauert und Forschende in die Zukunft blicken.

Eines ist klar: Auf den ersten Blick scheinen die direkten Emissionen von Treibhausgasen durch den Ukrainekrieg nicht sehr stark ins Gewicht zu fallen. Wenn man jedoch bedenkt, dass der Ukrainekrieg nicht der einzige gegenwärtige Konflikt ist, steigen diese Zahlen erheblich.

Das CO2 kann man nicht mehr der Atmosphäre entziehen. Doch trotzdem ist es möglich, nach dem Ende des Kriegs zu handeln. Einerseits kann durch die Hilfe des Menschen die Natur wiederaufgebaut werden. Durch das Pflanzen von Bäumen kann CO2 gebunden und Lebensraum für Artenvielfalt geschaffen werden. Andererseits kann man bei dem Wiederaufbau von Infrastrukturen darauf achten, diesen möglichst umweltfreundlich zu gestalten.

Dafür ist jedoch vor allem eines notwendig: Geld. Um den Menschen in der Ukraine nach Ende des Krieges wieder ein gesundes, schönes Leben zu ermöglichen, muss der Wiederaufbau der Umwelt und der Infrastruktur auch von anderen Ländern unterstützt werden.

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