Reanimation

Wir alle können in eine Situation kommen, in der wir einen anderen Menschen reanimeren müssen - und so sein Leben retten. Dieser Beitrag gibt dir 7 Tipps, damit du weißt, wie du dich im Ernstfall verhalten solltest.

In Österreich erleiden jedes Jahr 12.000 Menschen einen plötzlichen Herzstillstand. 60 Prozent davon werden von Laien beobachtet. Der Rettungsdienst kommt im Durchschnitt nach etwa 8 bis 11 Minuten. Beginnen Laien bereits vor dem Eintreffen der Rettung mit der Reanimation, kann die Überlebenschance der Betroffenen verdreifacht werden. (ÖGARI, 2021)

Tipp 1: Begib dich niemals selbst in Gefahr: Eigenschutz vor Fremdschutz!

In manchen Situationen befindet sich die betroffene Person in einer Gefahrenzone. Unter gar keinen Umständen solltest du diese unbedacht betreten. Solltest du verletzt werden, kannst du selbst keine Hilfe mehr leisten. Wirst du Zeuge oder Zeugin eines Unfalls, solltest du die Unfallstelle alsbald absichern und, falls möglich, die betroffene Person aus der Gefahrenzone bringen, ohne dich dabei selbst in Gefahr zu begeben.

Tipp 2: Informiere umgehend die Rettung!

Sobald du auf eine ohnmächtige Person triffst, überprüfe zuerst ihre Atmung. Atmet die Person, kannst du sie in die stabile Seitenlage (Abb. 1) bringen und den Atemweg alle 30 Sekunden überprüfen. Sollte die Person nicht mehr atmen, befindet sie sich im Herz-Kreislauf-Stillstand und eine Reanimation ist erforderlich.
Noch bei der Überprüfung der Atmung kannst du die Rettung informieren. Wie oben erwähnt, kann die Ankunft länger als 10 Minuten dauern, daher ist eine umgehende Verständigung der Einsatzkräfte wesentlich. Du kannst dich bei der Reanimation auch durch die Rettungsstelle anleiten lassen.

Pro-Tipp: Nenne zu allererst den Ort des Geschehens. So kann der Rettungswagen auch ohne nähere Informationen zur betroffenen Person und der Situation bereits in deine Richtung fahren. Ihr gewinnt dadurch wertvolle Zeit.

Stabile Seitenlage

Abbildung 1: Atmet die Person, bringe sie zunächst in die stabile Seitenlage (Quelle: t-online

Tipp 3: 30:2 ist die Devise

Sollte eine Reanimation notwendig sein, denke immer an 30x Herzdruckmassagen (Eindrücken der Brust) und 2x Mund-zu-Mund-Beatmung. Dann beginnst du wieder von vorne. Am besten öffnest du Kleidung, die im Weg sein könnte, und platzierst deine Handballen auf dem Brustbein der zu reanimierenden Person. Dann drückst du mit ausgestreckten Armen mit einer Drucktiefe von ca. 5 bis 6 Zentimeter auf den Brustkorb. Das sollte relativ zügig gehen. Eine gute Frequenz sind 100 bis 120 Drucke pro Minute.
Du fragst dich, wie schnell das ist? Höre dir den Radetzkymarsch oder das Lied Staying Alive von den BeGees an. Diese beiden Stücke haben die perfekte Geschwindigkeit. Zögere nicht, eines der beiden Lieder im Ernstfall zu summen. Auch das kann Sicherheit geben.

Pro-Tipp: Mund-zu-Mund-Kontakt mit einer fremden Person fällt dir schwer? Für diesen Fall gibt es Beatmungstücher (Selbstschutz vor Fremdschutz, sh. Tipp 1), die du dir einfach auf den Schlüsselbund hängen kannst.
Pro-Tipp 2: Bei der ersten Reanimation denkt man vor allem daran, schnell und fest zuzudrücken. Zwischen den einzelnen Drucken solltest du den Brustkorb jedoch vollständig entlasten, damit das Herz sich auch wieder mit Blut füllen kann.

Tipp 4: Hol dir Hilfe

Rettung rufen, Beatmen, Drücken, den Überblick behalten? Das ist alles sehr viel auf einmal. Hole dir, falls möglich, gleich zu Beginn Hilfe und gib Aufgaben ab. Eine Person soll die Rettung rufen, eine soll beatmen, eine soll drücken. Eine Reanimation ist selbst innerhalb eines großen, geschulten Teams sehr anstrengend. Keine Person kann über 8 Minuten ausreichend fest drücken. Wenn ihr merkt, dass ihr müde werdet, wechselt euch ab.

Pro-Tipp: Die wenigsten Menschen melden sich freiwillig, wenn du viele Umstehenden bittest zu helfen – meist aus Überforderung. Sprich Personen direkt an: „Sie da, mit dem blauen T-Shirt, rufen Sie die Rettung an! Und Sie, in dem gelben Kleid, helfen Sie mir beim Drücken! Sie, in dem grauen Anzug! Holen Sie einen Defibrillator!“

Tipp 5: Setze, falls möglich, einen Defibrillator ein

Eine Herzdruckmassage kann den Blutfluss im menschlichen Körper aufrechterhalten und so sicherstellen, dass alle Organe ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Das Herz wieder in einen gesunden Rhythmus bringen, kann allerdings nur ein Defibrillator. Daher sollte dieser so bald wie möglich zum Einsatz kommen. Defibrillatoren befinden sich meist in öffentlichen Gebäuden. Bei jedem Defibrillator befinden sich zwei Elektroden. Auf den Elektroden findest du eine Anleitung, wie du sie auf den Brustkorb der betroffenen Person festkleben sollst. Folge dann den weiteren Schritten, die dir von einem Lautsprecher im Defibrillator angesagt werden.
Du solltest dir zwei Dinge merken:
1. Wenn ein Schock abgegeben wird, berühre die betroffene Person nicht!
2. Nach jeder Schockabgabe sofort weiterdrücken!
Für genauere Erläuterungen, welche Szenarien möglich sind, kannst du dieses Video Staying alive ansehen.

Anleitung Reanimation

Abbildung 2: Die Schritte einer erfolgreichen Reanimation - am besten, du übst sie in Erste-Hilfe-Kursen! (Quelle: Springer Link)

Tipp 6: Besuche regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse!

Übung macht bekanntlich den Meister, das gilt vor allem für eine Ausnahmesituation wie eine Reanimation. In Österreich müssen wir nur einmal einen Erste-Hilfe-Kurs besuchen, und zwar für den Führerschein. Die meisten Menschen wiederholen diesen Kurs nie wieder und verlernen das Gelernte bald. Besuche am besten einmal jährlich einen Erste-Hilfe-Kurs. An einer Puppe kannst du die richtige Technik und das richtige Verhalten im Ernstfall üben. Die Sicherheit, die du hier gewinnst, wird dir in der Ernstsituation helfen, die Ruhe zu bewahren.
Hier findest du aktuelle Erste-Hilfe-Kurse in ganz Österreich.

Tipp 7: Eine schlechte Reanimation ist besser als gar keine Reanimation

Auch wenn du keine Übung hast und in der akuten Situation überfordert bist, im Ernstfall (bei fehlender Atmung) kannst du einfach beginnen zu drücken. Wenn du nichts tust, hat die betroffene Person beinahe keinerlei Überlebenschance. Beginnst du jedoch mit der Reanimation, gewinnt die betroffene Person wertvolle Zeit, bis die Rettungskräfte eintreffen.

Veronika ist Medizinstudentin im letzten Studienjahr und befindet sich zurzeit in ihrer klinischen Ausbildung. Im Rahmen ihres Studiums hat sie zahlreiche Reanimationsseminare absolviert und auch bereits im klinischen Alltag bei Reanimationen mitgewirkt. 

Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI). 2021. Gemeinsame Erklärung zum zum Weltreanimationstag (16.10.). aufgerufen am 27.01.2022 unter https://www.anaesthesie.news/aktuelles/gemeinsame-erklaerung-zum-weltreanimationstag-16-10

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