alexandria Weihnachtsbaum

Was man Wissenschaftler:innen lieber nicht zu Weihnachten schenken sollte - die alexandria-Redaktion hat ein paar Tipps für euch! 

Das schlechteste Weihnachtsgeschenk für ...

... Geolog:innen

Ja, es stimmt: Wir Geolog:innen lieben Steine. Am liebsten ungeschliffen und direkt aus dem Fels geschlagen. Wir lieben sie wegen ihrer Formen, die aufgrund der verschiedenen Kristallsysteme unterschiedlich ausfallen können. Wegen der bunten Farben, die die chemische Zusammensetzung widerspiegeln. Wegen des Zusammenspiels von verschiedenen Mineralen, die Aufschlüsse auf die Entstehung des Gesteins geben.

Was Geolog:innen jedoch nicht lieben, sind sogenannte Heilsteine. Eine Kette, an der ein Kristall baumelt, ist für manche ein willkommenes Geschenk. Allerdings sollte keine Karte unter dem Christbaum liegen, die erklärt, dass ein Rosenquarz bei Schlafstörungen hilft. Vor allem wollen wir keinen Stein in unserer Karaffe haben. Österreichisches Leitungswasser muss nicht „energetisiert“ werden.

Geolog:innen, die in der Hydrologie-Vorlesung aufgepasst haben, wissen Bescheid: Unser Wasser besitzt schon genügend Minerale. Ein schöner Amethyst bringt höchstens radioaktive Stoffe in unser Wasser – auf diese Weise entsteht nämlich seine violette Farbe.
Auch wenn Steine die Sinne von manchen Geolog:innen berauschen, unseren Körper oder unseren Geist heilen sie sicherlich nicht.

Stattdessen wünscht sich Anna einen Ausflug ins Pinzgauer Habachtal, wo man besonders viele Edelsteine finden kann.

... Physiker:innen

Wir alle kennen es zu Genüge: Bei jedem Familientreffen gibt es den einen Onkel, der nicht aufhören will, über Quantenphysik zu reden, oder die Freundin, die bei jedem Shoppingtrip unbedingt in den Whiteboard-Fachhandel will – und alle müssen mit. Physiker:innen kommen in den besten Familien vor, doch dieses Weihnachten können Sie es den Schlaumeiern endlich heimzahlen: Das perfekte Geschenk, um Physiker:innen Schauer über den Rücken zu jagen, sind Anti-Strahlung-Sticker, kurz ASS.

Wie die Vertreiber:innen dieser kreativ gestalteten Aufkleber nicht müde werden zu betonen, ist unsere moderne Welt voll von elektromagnetischer Strahlung: Funksignale von Handys, Routern und Radio sind allgegenwärtig. Doch dieser Elektrosmog hat gesundheitliche Auswirkungen – so zumindest behaupten es die ASS-Produzent:innen. Denn unser Körper würde auf die Strahlung – pfui, was für ein böses Wort – negativ reagieren.

Doch spätestens jetzt müssten Erinnerungen aus dem Physikunterricht hochkommen: Nicht jede Strahlung ist energetisch genug, um Atome ihrer Elektronen zu berauben, also zu ionisieren. Doch genau das ist etwa das Tückische an radioaktiver Strahlung, die auf ihrem Weg durch den Körper Atome ionisiert, chemische Bindungen damit auflöst und dadurch etwa die DNA zerstört. Bei Funkstrahlung kann davon keine Rede sein, diese Strahlung kann menschliches Gewebe höchstens erwärmen.

Daher gibt es für Geräte einen Höchstwert, der angibt, wie viel Leistung sie abstrahlen dürfen. Denn Hersteller und Gesetzgeber wollen nicht das geringste Gesundheitsrisiko eingehen. Von solchen wissenschaftlichen Details lassen sich ASS-Freund:innen allerdings nicht aufhalten: Auf den Router oder das Handy geklebt, soll der dünne Sticker mit unergründlicher Technologie alle schädlichen Komponenten aus der Strahlung filtern und schaut dabei auch noch wahlweise technisch topmodern oder verspielt verschnörkelt aus.

Wissenschaftler:innen stellt es bei so viel hanebüchenem Unsinn garantiert die Haare auf. Daher sind Anti-Strahlungs-Sticker gegen Elektrosmog das Geschenk, das auf jedem Wunschzettel fehlen darf.

Stattdessen wünscht sich Dorian die Biografie von Lise Meitner, der "deutschen Madame Curie”.

Anti Strahlen Sticker

... Politikwissenschaftler:innen

Wahrscheinlich kennen es viele, die Politikwissenschaft studieren oder in diesem Bereich tätig sind: Die Familie stempelt eine:n als Klischee-Linke:n ab und witzelt andauernd über Feminismus, political correctness, Veganismus und Demokultur, ohne sich mit diesen Themen wirklich auszukennen.

Das kann sich leider auch in den Weihnachtsgeschenken äußern. Bei Politikwissenschaftler:innen finden dann zum Beispiel ‚lustige‘ Bücher wie „Die besten Witze über Feministinnen“ oder „Ich esse nichts, was pupst“ ihren Weg unter den Weihnachtsbaum.

Man ist wohl auch erst richtig Politikwissenschaftler:in, wenn man von Freund:innen und Familie einen schlechten Jux-Artikel mit dem Konterfei von Karl Marx oder Donald Trump geschenkt bekommt. Alle Politikwissenschafter:innen, die Weihnachten feiern, tun daher vielleicht gut daran, sich etwas nicht zu Kontroverses von der Familie zu wünschen, um unangenehme Diskussionen über Politik zu vermeiden.

Stattdessen wünscht sich Hannah Klassiker wie die „Politik“ des Aristoteles oder „Das andere Geschlecht“ von Simone de Beauvoir.

... Mediziner:innen

Von Österreichs 329.000 Studierenden im Wintersemester 21/22 sind rund 12.000 im Fach der Humanmedizin inskribiert. Somit ist die Wahrscheinlichkeit, dass auf eurer Engerl-Liste ein:e Mediziner: in steht, relativ hoch.

Das Studium für zukünftige Ärzt: innen ist lang und mehr oder weniger anstrengend, je nach Semester. Vor allem lange Pharmakologie-Seminarwochen und die großen Prüfungen am Ende eines Studienjahres verkürzen die Schlafzeit auf ein Minimum.

alexandria präsentiert dir das Geschenk, das deinen Freund:innen nicht nur durch die Prüfungszeit hilft, sondern auch noch ein Weihnachts-Lächeln ins Gesicht zaubert … Globuli! Die Wunderpille, die zwölf Semester Arbeit – mal vom MedAT-Büffeln abgesehen - erst möglich machen.

Egal ob Schlafmangel, Prüfungsangst oder Gewichtszunahme ab dem zweiten Studienjahr: Globuli helfen euren Freund:innen bei all diesen Problemen nicht und sind das wohl übelste Geschenk, das man ihnen machen kann… Naja, sie helfen zumindest gegen Phasen der Unterzuckerung.

Stattdessen wünscht sich Veronika eine große Tasse für Kaffee (mindestens 500 Milliliter fassend) und eine Handvoll Vier-Farben-Kugelschreiber (für die Kurven der Patient:innen).

... Psycholog:innen

Die Psychologie ist eine empirische Wissenschaft, die ihren Ursprung, wie auch die Physik, in der Philosophie hat. Ein Name, der eng mit ihr verbunden wird, ist jener von Sigmund Freud.

Trotzdem werden sich die wenigsten Psycholog:innen freuen, wenn unter dem Christbaum “Abriss der Psychoanalyse” oder ein anderes Buch Freuds liegt. Diese fehlende Begeisterung ist vermutlich durch Stolz zu erklären. Psycholog:innen sind sehr stolz darauf, dass ihre Disziplin einen wesentlichen Teil zur Entwicklung wissenschaftlicher Methoden beigetragen hat.

Das führte zur Anerkennung der Psychologie als ernstzunehmende Wissenschaft. Freud mag zwar für seine Zeit bahnbrechende Beobachtungen gemacht haben, seine Methoden waren aber (unter heutigen Maßstäben) nicht wissenschaftlich.
Daher erinnern seine Werke Psycholog:innen an eine Zeit, in der sie zurecht von anderen Wissenschaften wenig ernst genommen wurden.

Christian wünscht sich stattdessen das Buch „Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften” von Nicola Döring und Jürgen Bortz (die 5. Auflage ist 2016 im Springer Verlag erschienen). Auf einer Likert-Skala von 1 bis 10 ist dieses Geschenk was Einfallsreichtum betrifft eher gegen 1 einzuordnen. Was Nützlichkeit betrifft, ist es aber eine glatte 10! Und wenn du dich fragst, was zur Hölle eine Likert-Skala ist, findest du die Antwort dazu im Buch.

Turnbull, O. H., & Solms, M. (2007). Awareness, desire, and false beliefs: Freud in the light
     of modern neuropsychology. Cortex, 43(8), 1083-1090.
Domhoff, G. W. (2004). Why Did Empirical Dream Researchers Reject Freud? A Critique
     of Historical Claims by Mark Solms. Dreaming, 14(1).

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